Lange bevor hier die Zahnrädern quietschten, spriesste Salat, Gras und Gemüse in den Bürgergärten (heute bekannt als Familiengärten). Um 1847 entstand auf den ehemaligen Weiden das erste Bahngleis der Schweiz, dessen Kurve bis heute als Merkmal des Maag-Areals gilt. Es war eine aufregende Zeit: Die Spanisch-Brötlibahn fuhr nun von Zürich nach Baden, die Industrialisierung bahnte sich ihren Weg und die Gemeinde Aussersihl boomte – 30‘000 Personen lebten hier, sogar mehr als in der Stadt Zürich.
Muggli trifft auf Maag
Gut 50 Jahre später beginnt die belegbare Geschichte des Maag-Areals. 1906 eröffnet Jakob Muggli die Automobilfabrik Safir an der Hardstrasse 219. Die Autobauindustrie nimmt nicht richtig Fahrt auf. Schon nach wenigen Jahren geht das Unternehmen in Liquidation. Zu dieser Zeit lernt Muggli den Erfinder Max Maag kennen. Maag sucht für seine genauestens gehobelten Zahnräder einen Hersteller. Jakob Muggli erkennt das Potenzial der Produkte, stellt das nötige Kapital zur Verfügung und richtet im April 1913 eine Produktionswerkstatt für Zahnräder ein.
Max Maag legt los
Von nun an werden hier die Maag-Zahnräder in allen Varianten hergestellt. Das Geschäft floriert, Max Maag hat bahnbrechende Ideen, die er auch umsetzt. 1917 wird die Maag in eine AG umgewandelt, kurz darauf entsteht mit der Maag Maschinen AG die erste Holding der Schweiz. Jetzt stehen 160 Personen auf der Lohnliste, drei Jahre später sind es schon 712 Mitarbeiter.
Wirtschaftskrise und Expansionspläne
Auf den schnellen Erfolg folgt der Fall. Die Weltwirtschaftskrise fordert ihren Tribut. 1926 entscheidet sich Max Maag die Firma zu verlassen. Um die Maag zu retten, trifft der bisherige Direktor Georg A. Fischer eine weitsichtige Marketing-Entscheidung: Er lässt die Marke Maag international als Markenzeichen registrieren und macht eine Reorganisation.
Maag exportiert in die ganze Welt
Es geht wieder aufwärts, Maag exportiert während vieler Jahre erfolgreich in die ganze Welt und wird zum lnbegriff für Schweizer Präzision. Sie liefern Zahnräder für Schiffe, Autos, Raketen und Lokomotiven. Bis Mitte der 80er-Jahre läuft alles gut. Doch dann liegt ein Tief über der westlichen Industriewelt, man schreibt grosse Verluste und muss schliesslich den Hochpreisstandort Zürich verlassen.
Zwischennutzung für Kreative
Die vielen leeren Produktionshallen werden einer Zwischennutzung zugeführt und vermietet. Architekten, Grafiker und Medienschaffende mieten sich in den Hallen ein. Es werden Modekollektionen entworfen, Gitarren und Jachten gebaut.
Maag-Halle und Freitag-Taschen
Ab 2001 finden in der Maag-Halle regelmässig Anlässe statt. Ob Musicals oder die Castingshow MusicStar, Firmenanlässe oder Partys – jährlich werden mehrere Hundert Events durchgeführt. Und in der ehemaligen Montagehalle entstehen aus gebrauchten LKW-Planen und Sicherheitsgurten die ikonischen FREITAG Taschen, die mit ihrem lndustrie-Look die Welt erobern.
Bereit für Neues
Man möchte das Maag-Areal neu nutzen und beleben. Von Anfang an besteht die Absicht, das einst geschlossene Industrieareal einem breiten Publikum zu öffnen und neben hochwertigen Arbeitsplätzen auch Freiräume für Kultur zu schaffen. Die Village-ldee kristallisiert sich heraus, eine Kleinstadt in der Stadt. 2004 legt der Gemeinderat die Sonderbauvorschriften fest.
Wer macht das Rennen?
Das Projekt wird als Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Sieben renommierte Büros beteiligen sich am spannenden Rennen um Ästhetik und Funktionalität. Im Finale stehen die Projekte von Herzog & de Meuron und Gigon/Guyer. Annette Gigon und Mike Guyer aus Zürich präsentieren ein Hochhaus mit achteckigem Grundriss und feinen
Fassadenvorsprüngen. Der kluge Grundriss, die Flächenflexibilität und die gläserne Fassade überzeugen die Jury.
Der Prime Tower entsteht
Am 19. November 2008 wird der Grundstein zum höchsten Gebäude der Schweiz gelegt. Über 100 Lastwagen pro Tag, mehr als 350 Arbeiter gleichzeitig auf der Baustelle, an Spitzentagen 800 bis 1000 Tonnen umzuschlagendes Material: Die Anforderungen an die Logistik sind beim Bau des Prime Tower enorm. Ohne straffe Organisation und strengste Kontrolle wären die zeitlichen und räumlichen Herausforderungen nicht zu bewältigen. Um den Zeitplan einzuhalten, hat man eine spezielle Baustellen-Logistik-Website eingerichtet. Darauf finden die Lieferanten alle wichtigen Informationen und können sich per Google-Kalender anmelden.
Symbol eines neuen Stadtviertels
Nach drei Jahren Bauzeit und 4’000 Tonnen verbautem Stahl ist es so weit, der Prime Tower steht und strahlt in seiner ganzen Pracht. Entstanden ist ein absolut aussergewöhnliches Gebäude, das von Anfang an fasziniert. Bis heute ist der Prime Tower ein Symbol für ein neues, dynamisches Stadtviertel, das die weitere Areal-Entwicklung positiv beeinflusst.
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